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Modellprojekt Gräflich von Spee’scher Gutsbetrieb

Großflächige Blühwiesen auf Gut Bilkrath

Auf den Flächen des Spee´schen Gutsbetriebs Bilkrath bei Heltorf (Nordrhein-Westfalen) soll im Rahmen des Modellprojekts Raum für mehr biologische Vielfalt entstehen. Wilhelm Graf von Spee erklärt im Gespräch, warum und wie er sich am Modellprojekt mit der Heinz Sielmann Stiftung beteiligt hat und was er aus der Zusammenarbeit mitnimmt.

Warum haben Sie sich an dem Projekt beteiligt?

Ich habe mich an dem Projekt beteiligt, weil ich von der konventionellen Landwirtschaft überzeugt bin und zeigen wollte, wie man mit ihr die effiziente Produktion von gesunden Lebensmitteln und die Förderung der Artenvielfalt vereinen kann. Wir haben die einzelnen Projektmaßnahmen freiwillig und zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Greening-Maßnahmen umgesetzt.

Welches Modellprojekt wurde auf Ihren Flächen konkret umgesetzt?

Wir haben die Flächen des Gutsbetriebs in drei Bereiche aufgeteilt: Zunächst die Flächen, auf denen auch weiterhin ohne jegliche Einschränkungen konventionell und damit hochproduktiv Lebensmittel angebaut werden. Ferner die mit besonderen Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt belegten Flächen. Das sind zum einen solche Flächen, die gar nicht mehr bewirtschaftet werden. Hier findet man Blühstreifen und Brachen. Zum anderen handelt es sich um Flächen, die gewissermaßen den Übergang von vollständig konventioneller Landwirtschaft zu naturnahen Flächen darstellen. Dort findet man zum Beispiel Lerchenfenster und Lichtäcker.

Was haben Sie im Rahmen der Umsetzung gelernt?

Für die erfolgreiche Umsetzung war sicher unsere enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Schumacher von der Stiftung hilfreich. Vor allem die lokalen Besonderheiten konnten so bestmöglich berücksichtigt werden. Dafür waren mehrere Abstimmungsgespräche einschließlich Besichtigungen auf den Flächen notwendig. Der mit der Konzeptionierung verbundene zeitliche Aufwand aller Beteiligten sollte nicht unterschätzt werden. Umgesetzt wurden die Maßnahmen durch den Bewirtschafter der Flächen. Dabei gab es selbstverständlich auch Lerneffekte. Etwa: Welche Saatmischung passt auf welchen Flächen am besten? Wie kann die Fläche für Blühstreifen optimal vorbereitet werden? Wie viel Saatgut schafft optimale Lichtäcker und wie kann man sicher-stellen, dass Lerchenfenster an jeder geplanten Stelle auch wirklich offenbleiben? Zwei Saisons sollten deshalb eingeplant werden, um optimale Lösungen finden zu können.

Die besonders schön anzuschauenden Blühflächen entlang der Wege wurden von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen. Wir werden an ausgewählten Stellen noch Schilder aufstellen, um die Hintergründe der Maßnahmen zu erläutern. Eine explizite öffentlichkeitswirksame Kommunikation ist nach Abschluss des zweiten „Testlaufs“ der Maßnahmen vorgesehen (2023).

Was wir tatsächlich unterschätzt haben, ist der mit dem Monitoring verbundene zeitliche und auch finanzielle Aufwand. Insbesondere im Bereich der Insekten und Gefäßpflanzen ist spezifisch-fachliche Expertise unbedingt nötig. Eine ausschließliche Erledigung durch „ehrenamtliche“ lokale Bürger ist nicht möglich, die fachliche Auswertung und Dokumentation nur in glücklichen Ausnahmefällen. Daher empfehlen wir, auch diesen (zeitlich im Projekt nachgelagerten) Punkt schon möglichst zeitnah im Rahmen der Gesamtkonzeption (noch vor Umsetzung der Maßnahmen) zu planen.