Politik, Medien und Bürger überbieten sich in diesen Tagen mit ihren Forderungen nach einem wirksamen Insektenschutz. Im Mittelpunkt der Diskussion: Die Rolle der Landwirtschaft.
Klar ist: Landwirtschaft bewegt sich in einem gesellschaftlichen Kontext. Die Menschen wollen ein komfortables Leben mit hervorragender Infrastruktur, erneuerbaren Energien und günstigen Lebensmitteln. Das aber bedeutet großflächige Versiegelungen in urbanen und ländlichen Gebieten mit Lebensraumverlusten und Habitatzerschneidungen, Anreize für den großflächigen Anbau von Energiepflanzen und für die Errichtung von insekten-, fledermaus- und vogelfeindlichen Windenergieanlagen sowie für die Intensivierung in der Nahrungsmittelproduktion. Für sich genommen sind Belange wie Klimaschutz und eine sozial verträgliche Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum, Energie und Nahrung legitim. In der Summe sind diese Belange die Ursache eines wachsenden Einflusses des Menschen auf seine Umgebung in Städten und im ländlichen Raum – und für dessen Monotonisierung mit den bekannten Folgen einer intensiven Außenbereichsbewirtschaftung mit Artenverlusten. Es ist es verständlich, dass es leichter fällt, nicht die eigene Lebensweise in Frage zu stellen, sondern einen Schuldigen identifizieren zu können. Mit der Landwirtschaft trifft es zudem eine Branche, zu der ohnehin die Wenigsten noch Bezug haben.
Als Familienbetriebe Land und Forst betonen wir diesen gesellschaftlichen Kontext, der die Rahmenbedingungen für die Erscheinung unserer Landschaften und für die Arbeitsweise unserer Landwirte setzt. Das Gespräch über Biodiversitätsverluste muss eine Diskussion über Zielkonflikte zwischen Energiewende, Klimaschutz, Sozialpolitik und Nahrungserzeugung einschließen. Es mag sein, dass in einer veränderten Gesellschaft der Landwirtschaft eine gesteigerte Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität zukommt. Aber diese Leistung, soweit sie gewünscht ist, muss aus Mitteln der Gesellschaft bezahlt werden, nicht aus den Mitteln der einzelnen Landwirte.