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Sieben gute Gründe gegen Nutzungsverbote im Wald

Foto: Irina Iriser

Der Ruf nach Nutzungsverboten kommt derzeit aus mehreren Richtungen: Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 fordert, 10 Prozent aller Landflächen unter strengen Schutz zu nehmen, inkl. Nutzungs- und Bewirtschaftungsverboten. Das Klimaschutzpaket der EU (Fit for 55) sowie das deutsche Klimaschutzgesetz setzen Klimaziele für unseren Sektor, die nur mit Nichtnutzung (=Vorratsaufbau) zu erreichen sind, weil die wichtige Substitutionsleistung des Holzes nicht bilanziert wird. Und das Bundesumweltministerium hat ein Modell zur Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes vorgelegt, dass ebenfalls die Nichtnutzung und den Vorratsaufbau honoriert, nicht die nachhaltige Forstwirtschaft.

Sieben gute Gründe, warum das ein Irrweg ist:

 

1. Die Forstwirtschaft in Deutschland ist nachhaltig

Unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern betreiben bei einer aktiven Bewirtschaftung seit Jahrzehnten Vorratsaufbau und Waldumbau. Das heißt: Wir schlagen weniger ein, als nachwächst; und der Anteil der Misch- und Laubwälder steigt stetig. Trotz aller berechtigter Kritik: Wir sind Europameister in der nachhaltigen Waldnutzung. Zur Nachhaltigkeit gehört auch eine regelmäßige Verjüngung des Waldes, u.a. mit Blick auf das Risikomanagement. Zu viele alte Bäume machen den Wald bspw. anfälliger für Stürme. Damit ist Forstwirtschaft auch Risikovorsorge.


2. Wer regional konsumieren möchte, muss auch regional produzieren. Stilllegungen schwächen den ländlichen Raum

Im Sommer haben wir erlebt, dass Holz knapp wurde. Es ist widersinnig, gerade angesichts einer global wachsenden Holznachfrage die heimische Holzproduktion durch politische Entscheidungen zu erschweren. Im Gegenteil sollten wir die heimische Wertschöpfung nutzen und befördern.

In der Wertschöpfungskette Forst und Holz arbeiten in Deutschland über 1 Mio. Beschäftigte. Wenn Flächen in Deutschland aus der Bewirtschaftung genommen werden, hat dies negative Effekte auf Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Denn Land- und Forstwirtschaft sind wichtige Arbeitgeber - gerade im ländlichen Raum. Nutzungsverbote widersprechen damit dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse, da sie überproportional den ländlichen Raum treffen. Die Forstwirtschaft steht zudem für Denken in Generationen, für Standorttreue, für Identität. All dies wird durch Nutzungsverbote geschwächt.


3. Ohne nachhaltige Forstwirtschaft kein umfassender Klimaschutz

Holz aus nachhaltig bewirtschafteten deutschen Wäldern bindet Kohlenstoff langfristig und ersetzt klimaschädliche Rohstoffe und Materialien. Ein ungenutzter Wald hingegen befindet sich langfristig im geschlossenen Kreislauf und bindet kein zusätzliches CO2.

Wir fordern wie die Klimabewegung „Hört auf die Wissenschaft!“:

  • Prof. Dr. Andreas Bolte vom Thünen-Institut hat jüngst erläutert, dass die Klimaschutzeffekte des Waldes vor allem bei langfristiger Betrachtung eng mit der Holznutzung verbunden sind. Klimaschutz könne durch die nachhaltige Bewirtschaftung vorratsreicher, ökologisch stabiler und produktiver Wälder und durch eine effiziente, auf Langlebigkeit und Kaskadennutzung ausgerichtete Holzverwendung optimiert werden. Mit dem genutzten Holz ließen sich zudem Werkstoffe wie Stahl, Beton, Ziegel und Kunststoff, die mit hohem und bisher meist fossilem Energieeinsatz erzeugt werden (stoffliche Substitution) sowie fossile Brennstoffe (energetische Substitution), ersetzen. Damit kann die Freisetzung von CO2, das seit Millionen von Jahren als Kohlenstoff in fossilen Energieträgern gebunden ist, reduziert werden.
  • Der Wissenschaftliche Beirat Waldpolitik im BMEL hat die Sorge geäußert, dass das Klimaschutzgesetz dem Klimaschutz sogar schaden könne. Denn als Folge des Gesetzes müssten große Teile der Wälder stillgelegt werden müssten, so dass dort kein Holz mehr geschlagen werden könne. Zitat: „Der Verzicht auf die nachhaltige Nutzung der nachwachsenden und erneuerbaren Ressource Holz, und damit auch auf deren Verarbeitung zu langlebigen Holzprodukten, ist daher weder aus nationaler noch aus globaler Sicht ein Beitrag zu mehr Klimaschutz. Im Gegenteil: Durch eine höhere Ausschöpfung des heimisch verfügbaren und nachhaltigen Nutzungspotenzial von Holz und dessen stoffliche Nutzung insbesondere im Baubereich könnte insgesamt ein größerer, wenn auch in der Summe moderater Klimaschutzbeitrag geleistet werden.“

4. Ohne nachhaltige Forstwirtschaft kein Waldumbau

Wissenschaft, Praktiker und Politik sind sich einig, dass der Wald der Zukunft anders aussehen wird als der Wald von heute. Die Anpassung unserer Wälder an die Klimawandel passiert aber nicht von selbst, sondern bedarf der Bewirtschaftung und Pflege durch den Menschen. Konkret: Wo heute die Fichte stirbt, wächst eine andere, klima-resiliente Baumart nur, wenn man sie aktiv pflanzt. Nichtstun ist daher keine Option für den Waldumbau.


5. Viele Arten profitieren von der Waldnutzung

Aktuelle Studien zeigen, dass die Artenvielfalt im Wirtschaftswald nicht geringer ist, als im sich selbst überlassenen Wald. In Deutschland sind keine Arten bekannt, die nur in geschützten Wäldern vorkommen. Fakt ist: Unser Wald erreicht bei der Artenvielfalt und Landschaftsqualität den im Vergleich höchsten Wert aller Lebensraumtypen in Deutschland. Der Grund ist, dass die Waldbewirtschaftung neue Lebensräume schafft. Lichtungen und Waldwege sind ein Rückzugsort für viele Arten.

Damit ist klar: Es bedarf keiner pauschalen Stilllegungen, um die Biodiversität zu verbessern. Sie können sogar kontraproduktiv sein.


6. Nutzungsverbote sind faktisch eine (Teil-)Enteignung – mit immensen Folgekosten für die öffentliche Hand

Es ist klar, dass mit der Sozialpflichtigkeit des Eigentums auch eine besondere Verantwortung für die Natur und das Ökosystem verbunden ist. Diese Verantwortung nehmen wir seit Generationen wahr.

Eine Flächenstilllegung geht aber weit über die Sozialpflichtigkeit hinaus. Es wäre eine kalte Enteignung. Die Kosten würden nicht nur beim Eigentümer, sondern bei der öffentlichen Hand anfallen.

Ein Rechenbeispiel: 10% Flächen-Stilllegungen in Deutschland bedeuten rund 3,5 Mio. Hektar Landflächen, die aus der Bewirtschaftung genommen werden. Das sind knapp 5 Mio. Fußballplätze bzw. fast 15 % der land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Bei einem durchschnittlichen Nutzungswert von 20.000 € je Hektar würde die Stilllegung von 10% der Landfläche zu einem volkswirtschaftlichen Schaden von über 70 Mrd. Euro allein in Deutschland führen – Kosten, die öffentliche Hand kompensieren müsste.

Dazu kommt: Auch wenn wir auf diesen Flächen nicht mehr wirtschaften dürften, müssten wir Grundsteuer, Wasser- und Bodenverbandsbeiträge und Beiträge an die Berufsgenossenschaft für diese Flächen abtreten. Dies kann man keinem Waldeigentümer erklären!


7. Stilllegungen hier sind global gerade nicht nachhaltig

Wissenschaftler vom Thünen Institut haben kürzlich eine Aufsatz mit dem Titel „Naturschutz hier – Naturgefährdung woanders?“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler erläutern, dass die im EU Green Deal angelegten Nutzungseinschränkungen in der EU dazu führen würden, dass Holzproduktion in Drittstaaten verlagert werden würde, die im Durchschnitt eine wesentlich weniger nachhaltige Waldbewirtschaftung haben. Dadurch können eine Bedrohung intakter Waldflächen in diesen Ländern nicht ausgeschlossen werden. Zudem weist der mittlere Rote-Liste-Index in vielen Ländern auf ein erhöhtes Risiko des Artensterbens hin. Die Umsetzung weiterer Schutzmaßnahmen in der EU würde die Diskrepanz zu den Schutzmaßnahmen in Drittstaaten daher vergrößern.

Das zeigt: Wenn wir hier stilllegen, hat dies negative globale Folgewirkungen. Dies gilt gerade, wo die Nachfrage nach Holz tendenziell steigen wird.