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Tierärzte sehen Forschungsbedarf bei örtlicher Betäubung von Ferkeln

Der Präsident der Bundestierärztekammer (BTK), Dr. Uwe Tiedemann, hat sich in einem offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gegen die Gleichbehandlung von Lokalanästhesie in der Tier - und Humanmedizin ausgesprochen. Der Veterinär betont, dass die Bedingungen bei der Kastration von unter acht Tage alten Ferkeln nicht annähernd mit einem entsprechenden Eingriff im Rahmen einer humanmedizinischen Behandlung vergleichbar seien. Tiedemann reagiert damit auf Äußerungen des Humanmediziners Prof. Helmut Friess.

Bevor die Methode der Lokalanästhesie für die Ferkelkastration in Betracht gezogen werden könne, müssten noch entscheidende Fragen wissenschaftlich fundiert beantwortet werden, sagte Tiedemann. Dazu zählt der Tierarzt Untersuchungen, über geeignete Wirkstoffe, deren lokale Verteilung und Wirkdauer, die optimale Lokalisation für eine schmerzfreie Applikation sowie Methoden zur objektiven Evaluation der Schmerzfreiheit. Von Erfahrungen mit Eingriffen unter Lokalanästhesie beim Menschen Rückschlüsse auf das Schmerzempfinden von Saugferkeln zu ziehen, greife zu kurz und könne keinesfalls dem wissenschaftlichen Anspruch genügen, warnte Tiedemann.

Auch die bei der vorgeschlagenen Lokalanästhesie zur Ferkelkastration vorhandenen Rahmenbedingungen stellten sich völlig anders als in der Humanmedizin dar, betonte der BTK-Präsident. Bei der Ferkelkastration spreche man von einer serienmäßigen Anwendung an einer unmittelbar aufeinander folgenden großen Anzahl von Tieren in sehr kurzer Zeit. Von in diesem Zusammenhang vorgeschlagenen Automatikspritzen rät der Tierarzt wegen der starken Bewegung der Ferkel ebenfalls ab. Darüber hinaus befürchtet er, dass aufgrund der Arbeitsabläufe „nicht immer sorgsam“ auf den Wirkungseintritt gewartet wird. AgE