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Woher kommen Islandponys?

Der Ursprung von Gangpferden wie Islandponys liegt im mittelalterlichen England und nicht, wie bislang vermutet wurde, in Skandinavien.

Das hat nun ein internationales Forscherteam unter Leitung des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) herausgefunden. Demnach stammen die Gangpferde höchstwahrscheinlich aus England, von wo aus sie durch die Wikinger nach Island kamen und sich später in ganz Europa und Asien verbreiteten. Die Studie wurde in der aktuellen Ausgabe des wissenschaftlichen Fachmagazins „Current Biology“ veröffentlicht.

Foto: Fotolia/shantihesse

Gangpferde bieten ihren Reitern neben Schritt, Trab und Galopp zusätzlich noch Tölt und Pass an. Verantwortlich dafür ist eine Mutation im DMRT3-Gen. Um die  Verbreitungsgeschichte der Gangpferde zu ergründen, analysierten die Wissenschaftler diese Mutation im Erbgut von 90 Pferden von der Kupferzeit (6.000 v. Chr.) bis zum Mittelalter (11. Jh.). Fündig wurden sie in Proben zweier englischer Pferde aus der Zeit um 850 n. Chr. und in Proben von Islandpferden aus dem 9. bis 11. Jahrhundert. Im Gegensatz dazu wurde kein Pferd aus Kontinentaleuropa und Skandinavien oder Asien aus dem gleichen Zeitraum mit der Mutation für die alternativen Gangarten gefunden.

Dass sich die englischen und isländischen Gangpferdepopulationen in so kurzer Zeit unabhängig voneinander entwickelten, sei unwahrscheinlich. „Es ist wesentlich plausibler, dass einige der ersten Pferde, welche nach Island kamen, die Mutation für alternative Gangarten bereits besaßen. Die Wikinger erkannten deren Wert und haben Gangpferde gezielt gezüchtet und damit den Grundstein für deren weltweite Verbreitung gelegt“, erläutert Arne Ludwig, Genetiker am IZW.

Es ist historisch belegt, dass die Wikinger wiederholt in Großbritannien brandschatzten und im 9. Jh. das Gebiet des heutigen Yorkshire unterwarfen – genau die Region, aus der die zwei historischen Gangpferde stammen. „Es liegt also nahe, dass die Wikinger erstmals in England auf Gangpferde trafen und sie von dort mit nach Island nahmen“, erklärt Saskia Wutke, Doktorandin am IZW und Erstautorin der Studie. Die große Häufung dieser Genvariante in den frühen isländischen Pferden spricht dafür, dass die isländischen Siedler bevorzugt Gangpferde züchteten – offenbar erwies sich deren komfortable Gangart als besonders geeignet für das Zurücklegen langer Strecken im unwegsamen Gelände.